Erst die Kreditkarten-Daten eingeben, dann streamen? Nein, danke!screenshot: watson
Du streamst gern Serien und Filme? Dann Hände weg von diesen Seiten
Was man über Streaming-Dienste jenseits von Netflix und ihre illegalen Angebote wissen sollte. Und ja, wir müssen auch über Vavoo reden ...
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Inhaltsverzeichnis:
- Von Jägern und Sammlern
- Was wir sicher wissen
- Die am meisten unterschätzten Gefahren beim Streaming
- Riskante Seiten
- Die (angeblich) sicheren Seiten
- Was ist mit Vavoo?
- Die legalen Alternativen
Von Jägern und Sammlern
Streaming passt zum Zeitgeist.
Bequem konsumieren. Nichts riskieren.
No risk, much fun?
Während sich frühere Generationen als Jäger und Sammler betätigten und Filesharing bei Jung und Altbeliebt war, geht es heute ohne Bittorrent, Napster und Co. zur Sache.
Warum auch soll man in schmuddeligen Diskussionsforen nach Filmen und Serien stöbern, sich mit Fake-Dateien und Tools abmühen, wenn die gewünschten Inhalte schön angerichtet auf dem Servierteller (sprich Browser) daherkommen?
Der Tagi brachte es in einem lesenswerten Beitrag zum «Download-Paradies» Schweiz auf den Punkt:
«Die Streaming-Haltung ist die des typischen Konsumenten: Klick aufs Videofenster, schon gehts los (wenns funktioniert). Dagegen verstanden sich die Tauschbörsen-Nutzer immer auch als kulturelle Bewegung – verbunden mit mehr oder weniger anarchischen Ideen zum freien Fluss geistiger Schöpfungen (zum Teil entstanden aus der Filesharing-Community denn auch die Piraten-Parteien).»
quelle: tages-anzeiger.ch
Nostalgiker mögen den guten alten Filesharing-Zeiten nachtrauern. Doch die Gegenwart und Zukunft gehört dem Streaming.
Wobei bei illegalen Anbietern einige Gefahren lauern, wie wir gleich sehen. Ihrer Popularität schadet das kaum ...
«... Nacktfotos von deinen Freunden ohne Ihr Wissen!»
Darauf fällt heute keiner mehr rein, oder?screenshot: watson
Was wir sicher wissen
- Streaming ist längst Volkssport.
- Der finanzielle Schaden, der (angeblich) durch illegale Angebote angerichtet wird, lässt sich nicht beziffern. Schätzungen gehen weit auseinander. In wissenschaftlichen Studien war auch schon von positiven Effekten die Rede.
- Der Bundesrat will Internet-Piraterie stärker bekämpfen.
- Wer in der Schweiz illegale Angebote (Kinofilme, TV-Serien) für den persönlichen Gebrauch herunterlädt bzw. konsumiert, soll auch weiterhin nicht belangt werden.
- In EU-Ländern drohen Usern im Gegensatz zur Schweiz zumindest theoretisch Konsequenzen, wie Rechtsanwalt Martin Steiger im Frühling 2017 schrieb. Wer streamt, müsse damit rechnen, für die Nutzung rechtswidriger Angebote abgemahnt oder anders rechtlich belangt zu werden.
- Offizielle Video-on-Demand-Anbieter sind definitiv die bessere Lösung, um neue Serien oder Filme zu sehen. Allerdings lässt das Angebot (noch) sehr zu wünschen übrig.
Die am meisten unterschätzten Gefahren beim Streaming
Wer mit dem Webbrowser von der Schweiz aus Streaming-Seiten nutzt, lebt gefährlich. Zwar drohen weder Strafverfolgung noch Schadenersatzklagen, aber Betrug und Datenklau.
Besonders gefährdet sind Windows-PCs und Macs, weil insbesondere Browser-Plugins wie Flash (von Adobe) ein beliebtes Angriffsziel sind. Wegen Sicherheitslücken und mangels Schutzes könnten Angreifer bösartigen Code ausführen.
Bevor wir zu den Streaming-Seiten kommen, gilt es auch noch an die Vernunft und das Gewissen zu appellieren.Warum sollte man fragwürdige Share-Hosting-Provider, die keine Steuern entrichten, mit Klicks (und damit Werbegeldern) belohnen?
Bekanntlich stellen sie die Inhalte nicht auf eigenen Servern bereit, sondern verlinken auf Dritte. Das ist mit ein Grund, warum man sich häufig durch dubiose Werbung klicken muss.
Riskante (und nervige) Streaming-Seiten
Die Auflistung* erfolgt in alphabetischer Reihenfolge. Auf das Verlinken verzichten wir bewusst, weil Abzocke droht und/oder der Computer mit Malware infiziert werden könnte ...
Eine beliebte Betrugsmasche ist es, User zur angeblich kostenlosen Registrierung zu verleiten, wobei suggeriert wird, die Kreditkarten-Daten würden nur zwecks Authentifizierung verlangt. Dann wird man plötzlich für ein kostenpflichtiges «Premium-Abo» zur Kasse gebeten.
Ebenfalls ganz schön hinterhältig: Auf gewissen Seiten versuchen die Betreiber, die Rechner der Besucher (ungefragt) für das Mining von Kryptowährungen zu missbrauchen.
Hier aufgeführt werden schliesslich auch Streaming-Seiten, die mit unglaublich viel Werbeeinblendungen nerven.
- 1Kino.in
- Filmpalast.to
- FilmeOnlineSchauen.co
- Flash Moviez TV
- Icefilms
- Kinodogs.to
- Kinox.to (und Mirror-Seiten)
- Kinozeit.net
- Movie4k.to
- MyKino.to
- Stream Dream
- Stream It
- StreamKiste
- Twilight.ws
Wenn schon beim ersten Aufrufen der Malware-Schutz Alarm schlägt ...screenshot:kinoger.com
Und auch von den einstmals populärsten deutschsprachigen Streaming-Angeboten gilt es abzuraten:
Sowohl Movie4k.to als auch KinoX.to nutzen den JavaScript Miner, um die Rechenleistung der User heimlich anzuzapfen. Das geht sogar so weit, dass die Prozessorlast um bis zu 43 Prozent steigt, was sich durch Browser- und Computerprobleme deutlich bemerkbar machen kann.
quelle: tarnkappe.info
* Quelle: tarnkappe.info
Die (angeblich) sicheren Streaming-Seiten
Auch hier gilt: Besuchen auf eigene Gefahr! Selbst angeblich zuverlässige Streaming-Seiten, wie sie bei tarnkappe.info aufgelistet werden, können jederzeit gehackt oder von den Betreibern manipuliert werden, um mobile Rechner und PCs zu infizieren. Wir verlinken darum bewusst nicht auf die Angebote.
- 123watchfree.co
- Burning Series(bs.to)
- Cine.to
- LiveTV(livetv.sx)
- Serienstream.to
- Weitere: siehe tarnkappe.info.
Was ist mit Vavoo?
Vavoo basiert auf Kodi (ehemals XBMC), einer weltweit legal nutzbaren Media-Center-Software zur Wiedergabe von Filmen und Multimedia. Vavoo ist für drei der grössten Plattformen verfügbar: Android, Windows und Mac (Apple).
Über so genannte «Bundles» lassen sich auch Inhalte auf den eigenen Fernseher streamen, die klar illegalen Ursprungs sind. So können die User kostenpflichtige Live-Streams von Sky, US-Serien aus dem Netflix-Katalog gratis abrufen.
Wir haben den auf digitales Recht spezialisierten Schweizer Rechtsanwalt Martin Steiger um eine Einschätzung geben, ob dashierzulande völlig legal und unbedenklich sei?
Die Antwort des Juristen:
«Ob etwas rechtswidrig ist, entscheiden Gerichte und Staatsanwaltschaften. Aber ja, ich wäre überrascht, wenn Vavoo in der Schweiz nicht rechtswidrig wäre.»
Ihn erinnere Vavoo – «trotz einigen rechtlichen und sachlichen Unterschieden» – an die Filmspeler-Box in Holland, schreibt Steiger. Die Parallelen sind tatsächlich gross ...
«Ausserdem gehe ich davon aus, dass die Vavoo-Box normalerweise nicht gekauft wird, um Sendungen von SRF zu streamen, sondern der Anreiz liegt in den Möglichkeiten von Vavoo.to, wobei Vavoo.to auf Vatoo.tv umleitet.»
Der Rechtsanwalt betont:
«Fast alle Inhalte, die man über die Vavoo-Box konsumieren kann, dürften urheberrechtlich geschützt sein. Das ist aber nicht der Punkt, sondern ob die Rechteinhaber dieser Inhalte mit dem Konsum einverstanden sind oder nicht.»
Erstaunt zeigt sich Steiger, dass Anbieter wie Vavoo – soweit ersichtlich – in der Schweiz unbehelligt operieren könnten.
Er wisse nicht, ob die betroffenen Rechteinhaber aus der Unterhaltungsindustrie überhaupt versuchten, entsprechende Strafverfahren als Privatkläger herbeizuführen. «Allenfalls sind auch die zuständigen Strafverfolgungsbehörden in der Innerschweiz mit solchen Angelegenheiten überfordert.»
Der Geschäftsführer der Vavoo AG hat auf eine Medienanfrage von watson bislang nicht reagiert.
Die legalen Alternativen
Man sollte den Konsumenten nicht zumuten zu entscheiden, welche Angebote rechtskonform sind und welche nicht, fordert der Rechtsanwalt. Urheberrechtliche Angelegenheit seien selbst für Fachpersonen häufig sehr anspruchsvoll. Als prominentes Beispiel führt er Spotify ins Feld:
«Spotify gilt als rechtskonformes Angebot, wurde nun aber von einem amerikanischen Musikverlagwegen Urheberrechtsverletzung in Milliardenhöhe eingeklagt. Sollten Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz, die Spotify nutzen, nun dafür bestraft werden können?»
Laut Steiger sollten die Verantwortlichen der mutmasslich rechtswidrigen Angebote ins Visier genommen werden, insbesondere mit Strafverfahren. Die Ansätze «Follow the Data» und «Follow the Money» führten zu den Hintermännern.
Wer die oben erwähnten Risiken nicht eingehen will, sollte die legalen Anbieter berücksichtigen. Im besten Fall sind es Unternehmen, die hierzulande regulär Steuern bezahlen.
- Amazon Prime Video (kostet zunächst 3 Euro, ab dem siebten Monat 6 Euro, ist in der Schweiz verfügbar, aus Lizenzgründen sind diverse Inhalte nicht abrufbar)
- Apple iTunes (ab 1 Franken Miete für ältere Filme, neuere kosten 7.50. Angebot beschränkt, keine bekannten Serien)
- Google Play (ab 3.50 Fr. Miete pro Film, Angebot beschränkt, US-Serien zum Teil schnell verfügbar)
- MyPrime von UPC (für Neukunden nur als Premium-Plus-Option erhältlich, für 15 Franken pro Monat, Voraussetzung ist ein TV-, Internet- oder Mobile-Abo, Angebot beschränkt)
- Netflix (grösstes legales Film- und Serien-Angebot, ab 11.90 Fr. pro Monat, mehrere Abos verfügbar)
- Teleclub Play (nur für Swisscom-Kunden mit Swisscom TV 2.0 verfügbar, 12.90 Fr. pro Monat)
Wir wollen nicht um den heissen Brei herumreden: Die grosse Popularität der illegalen Streaming-Angebote hat direkt mit den dürftigen legalen Angeboten zu tun. Weil es die Unterhaltungsindustrie versäumt, ihre begehrten Inhalte nach der ersten Ausstrahlung über verschiedene Plattformen online zugänglich zu machen, springen illegale Anbieter in die Lücke.
Dazu vertritt Rechtsanwalt Steiger eine klare Position:
«Ich bedaure, dass die Unterhaltungsindustrie weiterhin nicht bereit ist, konkurrenzfähige eigene Angebote einzuführen. Auf mehrere Angebote verteilte Inhalte oder gar fehlende Inhalte beispielsweise schrecken Konsumentinnen und Konsumenten zu Recht ab. Die Nutzung von Vavoo und vergleichbaren Streaming-Angeboten zeigt eine grosse Nachfrage, von der die Unterhaltungsindustrie selbst profitieren könnte. Gerade in der Schweiz gibt es eine grosse Zahlungsbereitschaft für Inhalte.»
Steiger erinnert daran, dass heute viele legale Alternativen existierten. «So verbringt eine erhebliche Zahl von Konsumenten inzwischen viel Zeit in in Online-Spielwelten anstatt Fernsehserien zu konsumieren oder Musik zu hören.» Auch gebe es ein beinahe unendliches Angebot an daten- und werbefinanzierten, aber völlig rechtskonformen Streaming-Angeboten im Internet, beispielsweise von TV-Sendern und auf YouTube.
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Video: YouTube/UsefulVid
via tarnkappe.deund digitec.ch
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Video: srf
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